Zürich

... ich sass zu dieser Zeit in aller Seelenruhe im Spruengli Cafe. Eigentlich wollte ein weiteres Museum erobert werden, das sollte aber erst um 10 Uhr öffnen. Am Paradeplatz, der Hauptumsteige der Zuercher Trambahn, ist dann praktischerweise das Spruengli. Und das liebe ich. Eigentlich eher das Verkaufsgeschaeft im Erdgeschoss, dort und in den anderen Sprüngli-Niederlassungen habe ich mir taeglich mehrmals mein Truffe de Jour geholt. Und die anderen Spezialitaeten wollten ja auch verkostet werden. Oben drueber ist dann ebend das Spruegli Cafe. Dort bin ich dann, da noch viel Zeit bis 10 Uhr war, auf ein Kaeffchen hoch. Und haengen geblieben (Raechtschriebreforn).

Da war ein Plaetzchen hinter Glas an der Sonne. Auf einer rundumlaufenden, gruenledernen Bank. Es dutete nach Kaffee und Gebaeck. Rundum Leute mit der den Schweizern eigenen Muße. Und ich mit einem guten, englischen Buch. Da habe ich dann gesessen, genossen, gesonnt und gelesen.



Nachher sind wir noch eine Runde auf dem Lunchschiff ueber den Zuerisee gefahren. Das scheint keine Touristenattraktion zu sein, sondern eine von den Einheimischen gerne genutzte Gelegenheit zum Mittagessen. Das Essen in solch aussichtsreicher Atmosphäre ist dann doppelt schön.



Am Dienstag war ich erst war ich in einer Ausstellung ueber europaeische Staedte, dann den ganzen Tag im Kunsthaus Zürich. Ueber 7 Stunden. Ist fast in Arbeit ausgeartet. Ein Besuch dort lohnt sich auf jeden Fall, wobei die modernere Ecke nicht so mein Fall ist. Pollock, Twombly und Rothko geben mir dann doch nicht so das Hochgefühl.
Aber die Bilder von Ferdinand Hodler (`Der Tag` und `Abend am Genfersee`) haben mir sehr gut gefallen, so richtig zum Ansehen, Eintauchen und im Bild spazieren gehen.
Auch der `Seerosenteich mit Iris` von Claude Monet und sein `Kornschober im Sonnenlicht` laden zum Träumen ein.
Zu den `Zwei Mädchen auf der Ofenbank` von Albert Anker möchte man sich am Liebsten dazulegen, sein `Heinrich Pestalozzi und die Waisenkinder in Stans` ist sehr anrührend.
Und die `Gotthardpost` von Rudolf Koller ist natürlich Pflichtprogramm, wenn frau im Kunsthaus ist.



Abends waren wir Tapas (oder so) essen, jedenfalls japanisch und am Tisch zubereitet. Mein erstes Sushi. Es war koestlich. Die Suppe und das Hauptgericht ebenso.



Montag Vormittag waren waren wir im Sukkulentenmuseum, Kakteen angucken. Ein Besuch dort lohnt sich wirklich, dort stehen wahre Prachtexemplare. Und wenn man zur richtigen Zeit kommt und Glück hat, kann man bei einem abendlichen Besuch die blühende `Königin der Nacht` bewundern.

Nach dem Mittagessen, dann habe ich ein wenig gebummelt und mich lesenderweise an die Limmat in die Sonne gesetzt. In der Fraukirche habe ich mir die Chagall-Fenster beguckt. So bunt und schön und verspielt.

Zuerich bei Nacht ist klasse. Zwar absolut tote Hose, ausser im Niederdorf, doch die Limmat, der Zuerisee, die alten Gebaeude und die Refletionen der vielen goldenen Lichter im Wasser, und die Bruecken und ueberhaupt...



Sonntag waren wir im Zoo. Schoener Zoo, das. Und a***kalt. Ein Regentag. Und gleich ganz kalt. Aber interessant. Bei den Affen haben wir der Termitenfuetterung beigewohnt. Wir waren ganz schlau und haben uns vor das Fenster mit dem Termitenhaufen gesetzt. Und uns ueber die Schnellmerker von Zuerichern gewundert, die vor den anderen Fenstern sassen. Wir konnten dann wunderschoen beobachten, wie ein Pfleger den Termitenhaufen oeffnete und den Honig einbrachte. Nach geraumer Zeit kam dann auch ein einzelner Affe, der mit einem schon fertigen Werkzeug (bei dessen Anfertigung wir ihn ja eigentlich beobachten wollten) den Honig aus den Loechern puhlte. Interessant das, doch wo blieben die anderen Affen? Nun, die waren hinter den anderen Fenstern mit den Zuerichern davor zugange, schon lange, und die runtergefallenen Aeste und Blaetter zeigten auch, wo die Viechers sich ihre Werkzeuge gebastelt hatten. Wie gut, dass mein Mann immer weiss, wo es die interessantesten Dinge zu sehen gibt.



Abends habe wir dann noch ein tolles Etablissement besucht. Das Adagio - Liebe, Lust und Leidenschaft. Eine kitschig-interessant-anregende Mischung aus Burg, Kirche, roemischem Bad,... Erlebnisgastronomie Es duftete schon von Weitem nach Vanille. Im Vorraum ein Brunnen, gruener Stein, beleuchtet. Hinein ins Dunkel, der Boden aus schwerem schwarzem Stein, mit gueldenem Glimmer. Ueberall goldgerahmte Bilder, prallvolle Obstschalen, abwechsenld klassische Musik, gefuehlvolle Musik, ueberall dicke vanillefabige Kerzen und sanft flackernde Kerzenlampen. Polstermoebel, eine Ecke wie in der Bibliothek eines englischen Landhauses. Eine Kanzel fuer den Discjockey. Ein Altar als Bar. Auf einer Empore ein Tisch mit Stuehlen, ueber eine gewundene Holztreffe erreichbar, mit Vorhaengen zum Zuziehen versehen, Auf einer zweiten Ebene weitere Plaetze. Eine kleine Tanzflaeche in der Mitte, wieder der scharzschwere Stein. An der Wand darueber gestaltete Fenster, wie buntglaeserene Kirchenfenster, ueberall Bilder, schoene Bilder in warmen Farben, von Frauen und Maennern und Blumen. Tausend kleine Details. Schon so kitschig, dass es wieder schoen war. Ein Fest fuer die Sinne: die Gerueche nach Vanille, klarem Wasser und Kerzen