Arnhem am Abend


Nach den Strapazen des Zoos braucht der Mensch etwas Warmes. Also Fahrt nach Arnhem rein, dort soll es einen Platz namens Kornmarkt mit unzaehligen Moeglichkeiten zum Schlemmen geben. Solche Infos hat manN selbstfreilich rasch aus den diversen Infoblaettlies ob der Infrastruktur des Arnhemschen Raumes herausgezogen.


Dank des Navigationssystemes ChRISITinE


>> Anm. der Red.: Nicht verfuegbar in irgendwelchen hessischen

>> Hinterhoflaeden.


wird besagter Kornmarkt nach einem Blick auf den aushaengenden Stadtplan auch auf dem direktesten Wege gefunden. Einen guten umsonstenen Parkplatz bekommen wir auch.


>> Anm. der Red.: Umsonst ist gut. ManN sagt, dass ist fuer lau, aber Frau

>> laesst noch zur Sicherheit die gesamte Gebuehrenordnung von einer

>> Eingeborenen vortragen.


Der Kornmarkt selber ist schoen. Mittelhohe Haeuser, teils aus rotem Backstein, ein wenig mit Vorspruengen, Erkerchen, gestuften Daechern, unten dann die Wirtshausschilder, rot, blau bunt und guelden um die Gunst der Flanierenden werbend, teils dringt Musik auf die Strasse, breite Strassen und enge Gaesschen wechseln einander ab, alles ist getaucht in ein warmes Licht, Spätabendsonne macht die Farben warm und weich, mitunter verschwindet die Sonne hinter einer dicken Wolke: Weltuntergangstimmung - dann bricht sie wieder hervor, erst zarte, zaghafte Strahlen, dann mit voller Wucht, die Daecher und oberen

Gebaeudeteile mit feurigen Flammen umzuengelnd. In den engeren Gassen kommt das Licht nicht bis auf den Boden, der Kontrast der dunkelen Gasse mit den strahlendhellen oberen Bereichen und dem Licht am Ende des Tunnels ist gross, ueber allem ein erst strahlendblauer, dann in allen Farben changierender Himmel, teils mit weissen Schaefchenwoelkchen, teils mit bedrohlichschwarzen Hundewolken.


In den Gassen wechseln sich Kneipen mit Restaurants verschiedenster Art ab: In der, Chinesen, Irische Pubs, Pizzerien, Nobelrestaurants, Musikkneipen, aus denen laut die Schlager droehnen, Wintergaerten, offene Pommesstaende,


>> Anm. der Red.: Pommesgeruch! Hunger!


Eisdielen, Mitnehmpizzerien, Hamburgerstaende, Kirchen, Treppchen, Kopfsteinplaster, Korbstuehle, Bistrostuehle, Holzstuehle, kleine Tischchen, grosse Tische, grosse Glasflaechen, niedliche Sprossenfenster, Markisen mit gewelltem Rand, kleine Kaffeehausgardinchen, feine vornehmgelbe Stores, dort ein Blick auf einen offenen Kamin, warmorangebrodelndes Feuer, teils Kerzen in grossen Glasstõndern, bunte chinesische Lampen, Poller auf der Strasse, dieVerlockung hunderter Speisekarten, die Freude, sie sich alle gedanklich auf der Zunge zergehen zu lassen.


>> Anm. der Red.: GEDANKLICH ist zwar auch eine Art von Diaet, aber es

>> draengte nach Umsetzung in die praktische Tat.


Wir landen bei einem israelischen Restaurant. Mit groben, dunklen Holztischen, und einem holgetaefelt und holzbestuhlt dunklen Interieur. Hinter der Theke ist die Zubereitung der Speisen zu sehen, es dreht sich dampfend ein Gyrosspiess,


>> Anm. der Red.: Shwoarma! Das ist doch kein Grieche! EssbanausIN!


auf einer offenen Grillstelle bruzzelt Fleisch, es riecht nach aromatischen Gewuerzen.


Ich bestelle Falafel, kleine krosse Baellchen aus Kichererbsen, gebettet auf leicht sauer angemachtem Salat, halb aus einer geoeffneten Teigtasche hervorquellend. Mein Liebster macht Kontrastprogramm, wir verkosten beieinander, fuettern uns, freuen uns am ungewohnten Geschmack und feinen Aroma der Speisen.


An der Wand haengen verblichene Reiseplakate mit israelischen Motiven, die muessen aus den 70er Jahren stammen, twiggyfiguerliche junge Damen mit hellblauem Bikini, langglattblonden Haaren sitzen gemeinsam mit duerren Kerls in zu grossen Badehosen mit zu langen unmodernfrisurigen Haaren am Strand und druecken demonstrativ Lebensfreude aus. Diese Plakate ziehen sich ueber die gesamte Wand, dazwischen unzaehlige Postkarten mit fremdlaendischen Motiven, die Lust auf Urlaub machen (oder aber auch nicht, ich schreibe nur: Kalifornische Schoenheiten...).


Durch das braunbesprosste Holzfenster leuchtet der blaue Himmel, nach einer kurzen, regenschauerlichen Unterbrechung faellt die warme Sonne auf unseren Tisch, tanzt in kleinen Kringeln durch die Haare des Kindes, springt ueber in langschwarze Wimpern, verfaengt sich schlussendlich in den unergruendlich schwarzpupilligen Tiefen Braunauges. Ich folge ihrem flirrenden Tanz, tauche mit ein, verliere mich beinahe. Eine warmgoldene Woge tiefer Zufriedenheit und Geborgenheit, gefolgt von einem kleinen, silbrigflirrenden Schauer des Gluecks...


Bis zum Mond und zurueck.